fAltDie Alternativen, die sich beim Lesen dieses Buches abzeichnen, sind einfach auf den Punkt zu bringen: entweder wurde Jesus bereits von seinem himmlischen Vater auferweckt, oder Jesus musste erst einmal lange auf Franz Alt warten.

Wer auch immer das Anliegen hat, die Worte Jesu auf dem Hintergrund seiner Kultur und Zeit besser zu verstehen, wird sehr wahrscheinlich von diesem Buch enttäuscht werden. Denn Franz Alt ignoriert in seiner Herangehensweise wichtige historische Tatsachen:

  • Jesus wollte auf dem Hintergrund der hebräischen Bibel verstanden werden (dem sogenannten Alten Testament).
  • Die Apostel haben die Worte und Taten Jesu in griechischer Sprache überliefert. Zumindest sind die ältesten verfügbaren Abschriften in der griechischen Sprache verfasst. Nur für das Matthäusevangelium gibt es den gesicherten Hinweis, dass es ursprünglich in einem „hebräischen Dialekt“ verfasst wurde.
  • Die griechische Sprache war aufgrund der Hellenisierung des Ostens auch in Israel sehr präsent (wie die englische Sprache in unserer Kultur)
  • Griechisch war in einem solchen Ausmaß beliebt, dass sogar die hebräische Bibel in die griechische Sprache übersetzt worden war. Aus dieser Übersetzung (Septuaginta) haben die ersten Christen vorzugsweise zitiert (siehe Apostelgeschichte).

Selbstverständlich hatten Juden eine hebräische Denkweise. Die hebräische und aramäische Sprache sind übrigens verwandt. Hebräisch ist jedoch eindeutig die ursprüngliche Sprache des Alten Testaments. Jeder Jude kam mit ihr zumindest in der Synagoge in Berührung, sehr wahrscheinlich aber auch im Alltag. Deshalb lohnt es sich schon, diese Sprachen zu studieren, um Jesus genauer zu verstehen.

Wer aber glaubt, dass es Franz Alt darum geht, der hat sich getäuscht. Denn Franz Alt geht es um einen anderen Jesus. Ein Jesus, der – um es spitz zu formulieren – Franz Alt sehr ähnlich ist. Die Methode ist folgende:

  • Das Alte Testament wird als überholt abgewertet (denn dort ist von Kriegen die Rede).
  • Die griechische Sprache – und damit die Überlieferung des Neuen Testaments wie wir es kennen – wird als Fehlerquelle verstanden.
  • Nur die Rückübersetzung ins Aramäische könne den wahren Gehalt der Worte Jesu verständlich machen.

Diese Grundannahmen halte ich für einen Taschenspielertrick. Wenn bereits das griechische Original verfälscht ist, dann muss ja die mutmaßlich wahre Bedeutung frei erdacht und in das Original hineingelesen werden, wenn die Rückübersetzung in die aramäischen Sprache nicht dieselben Fehler enthalten soll, die dem griechischen Original unterstellt werden. Die Rückübersetzung ins Deutsche bietet dann noch einmal einen Ermessensspielraum. Fassen wir zusammen: ein deutscher Denker übersetzt einen fehlerhaften griechischen Text ins Aramäische. Dieser auf wundersame Weise fehlerfrei gewordene Text, wird dann in der deutschen Sprache wiedergegeben. Hallo!?

Warum hat Franz Alt nicht gleich zur Peschitta gegriffen – eine Übersetzung von syrisch-aramäischen Muttersprachlern, die in ihren ältesten Manuskripten auf das 4. Jahrhundert datiert wird. Diese Übersetzung wäre in jeder Hinsicht viel näher am eigentlichen Geschehen. Doch sie eignet sich nicht, wenn man belegen will, dass Jesus grundsätzlich etwas anderes gesagt hat als das, was uns auch durch die griechische Übersetzung bekannt ist.

Deshalb genügt Franz Alt auch nicht der oben bezeichnete Taschenspielertrick. Er muss von vorne herein bestimmen, welche Worte überhaupt auf Jesus zurückgehen – wie es in der liberalen Theologie üblich ist. Zu diesem Zweck mussten einige Bibelwissenschaftler zusammenkommen. Natürlich kamen nur solche Bibelwissenschaftler in die engere Wahl, die wie er davon ausgehen, dass nicht alle Worte von Jesus stammen. Gemeinsam einigten sie sich auf eine Auswahl von nunmehr „anerkannten“ Jesus-Worten. Diese Auswahl wurde dann mit oben genanntem Filter (Taschenspielertrick) reingewaschen. Was dabei herauskommt, ist nicht besonders glanzvoll und alles andere als eine Auferstehung. Es ist nichts anderes als das Zurechtstutzen Gottes auf ein menschliches Maß. Sehr „griechisch“ übrigens (1.Kor.1,18-31)!

Wem es wirklich um ein genaueres Verständnis der Worte Jesu geht, der sollte besser zu dem Buch von David Bivin greifen, das unter einem ähnlich klingenden Titel erschienen ist.

Was Jesus wirklich gesagt hat – Eine Auferweckung
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